Berufliche Orientierung

Angebote, Ziele und Arbeitsweise unserer Bereiche

Nicole Boruvka

Fachleiterin Berufsorientierung

Tagessonderschulen Solothurn und Trimbach

Im Rahmen der Berufsorientierung (BO) werden Jugendliche ab der 8. Klasse durch ein erfahrenes Berufsorientierungsteam betreut und begleitet. Einerseits geschieht dies im Unterricht während 2 Lektionen pro Woche, andererseits werden die Jugendlichen durch eine Bezugsperson aus dem Team individuell betreut. Der Unterricht und die individuelle Betreuung umfasst folgende Punkte:

  • BO-Unterricht in Kleingruppen à 4-5 Schüler:innen
  • Koordination der Anmeldung für Berufliche Massnahmen bei der IV
  • Absprache und Koordination mit Familie, Unterrichtsteam, Eingliederungsfachperson der IV und allen für den BO-Prozess relevanten Fachpersonen aus Medizin, Therapie, Schule und soz.päd. Dienst.
  • Teilnahme an für die BO relevanten Gesprächen im Schulkontext (Elterngespräche, Standortgespräche)
  • Koordination von Abklärungsterminen für Arbeitsproben, Berufsberatung und Auswertungsgesprächen und Planung der schulischen Laufbahn bis zum Übertritt in die Anschlusslösung in Abstimmung mit dem Unterrichtsteam und der Schulleitung.
  • Koordination von geeigneten Schnuppereinsätzen in Absprache mit den Eltern und der Eingliederungsfachperson der IV
  • Vor-/Nachbereitung und Begleitung des/der Jugendlichen an Vorstellungs- und Auswertungstermine
  • Suchen eines geeigneten Praktikumsplatzes (bei Bedarf)

Im Fokus sind einerseits Bestrebungen, die der Entwicklung von grösstmöglicher Autonomie und Selbstwirksamkeit dienen, andererseits die Erlangung des Ziels des möglichst gelungenen Übergangs der Jugendlichen von der Sonderschule in die Berufswelt.

“OSP-Firma” Solothurn: Die Klasse OSP führt eine eigene kleine Firma, welche wiederkehrende interne und externe Aufträge erledigt. Diese sind in den Bereichen industrielle Montage, Hauswirtschaft/Reinigung, Wäscherei (Dress waschen, Hauswäsche), Bäckerei (Backen fürs Spital und auf Bestellung), Administration/Verkauf (Büroarbeiten, Rechnungen schreiben, Abrechnungen machen), Gartenarbeiten anzusiedeln. Diese praktische Arbeit gibt einen Einblick in Berufsfelder, in welchen viele der Jugendlichen später tätig sein werden. Einige Arbeiten werden durchs ganze Jahr angeboten, andere nur semesterweise oder nach Bedarf. Die Jugendlichen lernen, Termine und Qualitätsstandards einzuhalten und flexibel auf Anfragen zu reagieren.

Firma “Goldkoffer” in Trimbach: Text folgt von Isabelle Küng

Audiopädagogischer Dienst

Der Audiopädagogische Dienst unterstützt Jugendliche mit Hörbeeinträchtigung oder AVWS (Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung) bei der Berufswahl und dem Übergang ins Berufsleben wie folgt:

  • Sensibilisierung: Der APD hilft Jugendlichen, die für sie passenden Berufe zu finden, indem er Aspekte wie Raumgrößen, Lärmpegel und Teamgrößen berücksichtigt. Sie begleiten die Jugendlichen bei Schnupperlehren und sensibilisieren die Lehrbetriebe für den Umgang mit Hörbeeinträchtigungen.
  • Berufsberatung der IV
  • Berufsschule BSFH: Wenn die Anforderungen an öffentlichen Berufsschulen zu hoch sind, können Jugendliche die BSFH in Zürich-Oerlikon besuchen, eine Schule für Lernende mit Hör- und Kommunikationsbehinderung.
  • Bewerbungsdossier: Der APD unterstützt beim Schreiben von Bewerbungsdossiers und übt Vorstellungsgespräche mit den Jugendlichen. Bei Bedarf wird die Beratungsstelle für Schwerhörige und Gehörlose (BFSUG) hinzugezogen.
  • Lehrbetrieb sensibilisieren: Der APD sorgt dafür, dass die Arbeitsbedingungen im Lehrbetrieb optimal sind, indem sie Anpassungen wie spezielle Sitzplätze, Mikrofone und Visualisierungshilfen vorschlagen. Das Ziel ist, dass die Jugendlichen ihre Lehre unter besten Voraussetzungen beginnen können.

Visiopädagogischer Dienst

Die Berufswahl ist ein entscheidender Schritt im Leben von Jugendlichen, insbesondere für jene mit Sehbeeinträchtigung. Um diesen Übergang erfolgreich zu gestalten, beginnt die Vorbereitung bereits im Primarschulalter. Ein differenziertes Bewusstsein für die eigene Sehbeeinträchtigung sowie das Wissen um eigene Fähigkeiten, Interessen und Ressourcen sind dabei zentral.

Frühe Einbindung verschiedener Akteure: 

  • IV-Berufsberatung
  • Case Management Berufsbildung (CMBB)
  • Job Coach vom Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV)
  • Sibu (Basel)
  • Beratungsstellen wie Accesstech, SZBLIND, Fokus Plus

Ziele und Massnahmen: 

  • Jugendliche lernen, ihre Sehbeeinträchtigung und den Umgang mit Hilfsmitteln selbstbewusst zu vermitteln.
  • Aufklärung über Nachteilsausgleich und Unterstützungsmöglichkeiten der IV.
  • Unterstützung bei der Suche nach passenden Ausbildungsplätzen und Lehrbetrieben.

Wichtige Fragen:

  • Finden sich passende Anschlusslösungen?
  • Sind die Jugendlichen den Herausforderungen der Berufsausbildung gewachsen?
  • Gibt es Lehrbetriebe, die offen für unkonventionelle Lösungen sind.

Das Ziel ist es, gemeinsam mit den Jugendlichen und ihrem Umfeld eine geeignete Anschlusslösung zu finden und sie auf ihrem Weg in die Berufswelt zu unterstützen.

Beratungsstelle Autismus

Die Beratungsstelle Autismus Kanton Solothurn steht den Lehrpersonen und den Eltern von Regelklassenschüler:innen in der Berufsorientierung zur Seite. Sie berät bei Fragen, beispielsweise, ob und wie die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) in einem Bewerbungsschreiben erwähnt werden soll oder wie man Schüler:innen mit ASS auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten kann. Auch steht sie in engem Kontakt mit dem Case Management Berufsbildung (CMBB), welches für den ersten Arbeitsmarkt zuständig ist und der IV-Berufsberatung, falls eine intensivere Unterstützung nötig ist.

Ergotherapie

Ergotherapeut:innen stellen die Handlungsfähigkeit in den Mittelpunkt. Sie befähigen Menschen, an den Aktivitäten des täglichen Lebens und an der Gesellschaft teilzuhaben. Mit dem Übertritt von der Schule in die Berufswelt stehen die Jugendlichen im Alltag vor neuen Herausforderungen. Neben den fachlichen und schulischen Inhalten stellen sich bei den Alltagshandlungen zusätzliche Anforderungen, die andere körperliche, kognitive, soziale und emotionale Fertigkeiten abverlangen als der bisherige strukturierte Schulalltag. Die Ergotherapie trägt dazu bei, ein Profil von Fähigkeiten und Fertigkeiten, speziell im Bereich der Handlungsplanung und -durchführung, der Jugendlichen zu erstellen. Übergänge im Entwicklungsprozess sind im Allgemeinen anspruchsvoll. Für Jugendliche, die von einer Beeinträchtigung betroffen sind, stellen sie besonders hohe Ansprüche. Häufig trägt eine fachliche Begleitung in dieser Zeit wesentlich zum Gelingen dieses Übergangs bei. Ist die Anschlusslösung bekannt, können spezifische Fertigkeiten vorbereitend angebahnt werden. Im Lehrbetrieb oder Berufsschule können Anpassungen oder Hilfsmittel nötig werden, die in Zusammenarbeit mit den Nachfolgelösungen evaluiert und installiert werden. Aufgabenbereiche der Ergotherapie:

  • klären Interessen und grundlegende Fertigkeiten ab
  • passen das Umfeld an
  • erarbeiten für die Berufswelt benötigte spezifische Fertigkeiten
  • Legen ein besonderes Augenmerk auf die Softskills
  • klären Arbeitgeber und Mitarbeitende über die speziellen Anforderungen im Umgang mit dem Jugendlichen auf

Physiotherapie

Beim Übergang von der Schule zur Ausbildung oder zur jeweiligen Anschlusslösung ist es wichtig, die körperliche Belastbarkeit der Schüler:innen abzuklären und mit den Anforderungen der gewünschten Ausbildung abzugleichen. Dabei sollte berücksichtigt werden, welche Fähigkeiten die Schüler:innen bereits mitbringen und wo eventuell Defizite ausgeglichen werden können. Dies kann durch gezieltes Training, Kraft- und Ausdauerübungen, Hebetechniken, Dehnübungen und Mobilisation geschehen. Alternativ kann es realistischer sein, den Arbeitsplatz den körperlichen Voraussetzungen der Schüler:innen anzupassen. Dies könnte durch wechselnde Tätigkeiten, geplante Pausen, ein reduziertes Anfangspensum, das nach und nach gesteigert wird, sowie durch aktiven Ausgleich nach der Arbeit und Fitnesstraining erfolgen. Es ist vorteilhaft, wenn die physiotherapeutische Abklärung bereits nach den Schnupperlehren stattfindet. So kann die Belastbarkeit gezielt gesteigert und die Schüler:innen physisch optimal auf den Arbeitsalltag vorbereitet werden.

Psychologischer Dienst und psychologische Beratung

Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen bietet das ZKSK im Rahmen der psychotherapeutischen Begleitung ein Berufscoaching, im Sinne von Interessenabklärungen sowie eine Begleitung im Berufswahlprozess an. Teilweise sind die Psycholog:innen auch in Kontakt mit den Ausbildungsbetrieben, vor allem dann, wenn die IV (noch) nicht involviert ist.

Sozialpädagogischer Dienst

Ein Ausbildungsplatz mit Wohnmöglichkeit kann aus folgenden Gründen sinnvoll sein:

  • Unzumutbar weiter Weg zwischen Wohnort und Ausbildungsplatz
  • Hohe pflegerische oder/und sozialpädagogische Kompetenzen nötig
  • Ablösung von zuhause, Selbständigkeit erlangen

Das Internat des ZKSK unterstützt Jugendliche in den letzten zwei Jahren vor Ausbildungsbeginn in diesen drei Bereichen, um den Übergang ins Berufsleben möglichst reibungslos zu gestalten. Ein frühzeitiger Austausch mit allen Beteiligten ist dabei entscheidend, um die Ausbildungsziele und die zukünftige Wohnform des Jugendlichen festzulegen.